Facharzt direkt – beste Wahl!
Startschuss für fachärztliche Direktversorgung
Ein neues Vertragsmodell eines freien Zugangs zur Facharztpraxis für GKV-Patienten, ohne Budgetgrenzen, ohne Wartezeiten mit klarer Kostentransparenz steht im Zentrum beim 11. Bayerischen Fachärztetag am 08.10.2025 in Regensburg.
Das Pflichtarztsystem mit den Hausärzten als Systemsteuerer wird lt. Dr. Klaus Holler, HNO-Arzt in Neutraubling/Rbg "als Reise ins gelobte Land der bundesdeutschen Gesundheitsversorgung nicht funktionieren“, warnt der neugewählte Sprecher des Bayerischen Facharztverbandes (BFAV) Dr. Klaus Holler. In seinen Eingangsworten dankt der HNO-Arzt aus Neutraubling/Rbg. seinem Vorgänger Dr. Wolfgang Bärtl für dessen Engagement. Dieser appellierte im Resümee seines 17-jährigen Ehrenamts für die Fachärzte an die notwendige Solidarität der Kollegen, um in der Gesundheitspolitik gehört zu werden. „Alle sprechen über uns, aber keiner mit uns.“ Die Vertragsidee sei insofern „keine Rebellion“, sondern “… Vernunft in einem System, das längst an seine Grenzen stößt.“ Auf dieser Basis biete der BFAV zusammen mit der Innovationskasse (IKK) deshalb einen Gegenentwurf zur gesundheitspolitischen Stagnation wie sie das Primärarztmodell darstelle, so IKKinnovativ-Vorstand Ralph Hermes bei der Unterzeichnung des Letter of Intent. „Wir warten nicht länger darauf, dass die politischen Reformen irgendwann greifen,“ sondern bieten jetzt eine Lösung an, so seine Begründung zur Vertragsgestaltung nach §140aSGB.
Prof. Dr. Thomas Drabinski erläutert deshalb in seinem detaillierten Vortrag dem Auditorium wie der Vertrag für die neue Versorgungsperspektive funktioniert, um aus der „GKV-Sackgasse“ herauszukommen. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die anwesenden Ärzte in dem Vertragsmodell gute Chancen sehen, auf diesem Weg mit Facharzt direkt ein tragfähiges Zukunftskonzept für einen angemessene Patientenbehandlung anbieten zu können. „Der. Vertrag mache erstmals aus GKV-Patienten Privatpatienten“ so Drabinski.
Alles Mögliche für alle auf alle Zeit?
Die GKV habe „ein demographisches Problem!“ so die Antwort von Prof. Bernd Raffelhüschen vom Forschungszentrum Generationenverträge, Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Der Generationenvertrag in der GKV gerate immer mehr aus den Fugen. Im Ergebnis würden die zukünftigen Generationen damit ein erhebliches Akzeptanzproblem haben. Es müssten immer mehr kranke und alte Menschen von immer weniger Erwerbstätigen immer länger und mit immer besserer medizinischer Betreuung versorgt werden. Wenn man weiterhin alles medizinisch Mögliche für alle Zeit und alle Menschen in unserem Land aus lohnabhängigen Beiträgen oder Steuern finanzieren wolle, dann würden sich entweder die Beiträge oder die Steuerbelastung annähernd verdoppeln. Raffelhüschen sieht aber Lösungsansätze, wie die Einführung einer lohnunabhängigen Gesundheitspauschale, die Vermeidung eines zusätzlichen Kostendrucks im stationären Bereich durch ordnungs- und wettbewerbspolitische Maßnahmen und die Einführung eines Selbstbehalts für die Patienten von 800-1.800 € p.a. für ambulante Leistungen und Medikamente.
Ergänzend referierte Dr. Julia Harris, Vereinigung operierender Augenärzte Nordrhein als EBM und GOÄ-Abrechnungsexpertin beim FÄT zu Steigerungsfaktoren und Honorarvereibarungen in der GOÄ.
