Gefährliches Gesundheits-Roulette
SchRoKo behindert Facharztkontakte / Primärarztsystem als »Flaschenhals«?
Der Bayerischer Facharztverband (BFAV) warnt die Schwarz-Rote Koalition (SchRoKo) eindringlich davor ein verpflichtendes Primärarztsystem einzuführen. Mit diesem „Gesundheitspolitischen Roulette Spiel“ werde sich die Patientenversorgung gerade im ländlichen Bereich enorm verschlechtern, die Wartezeiten erhöhen und die Kosten um zwei Milliarden erhöhen, so die Einschätzung des BFAV.
„Mit der im Koalitionsvertrag eingeplanten Steuerung der Patientenströme durch ein verbindliches hausärztliches Primärarztsystem riskiert die SchRoKo den Zusammenbruch der ambulanten medizinischen Versorgung“, so warnt Dr. Wolfgang Bärtl, Orthopäde aus Neumarkt/Opf. und Vorsitzender des Bayerischen Facharztverbandes die neue Bundesregierung vor voreiligen Schritten. Der künftig angedachte Umweg für die Patienten über den „Flaschenhals“ der Hausarztpraxen vor einer Facharztbehandlung berge ein zeitliches und versorgungstechnisches Risiko. Dies verursache weiter enorme bürokratische Mehrkosten im System.
Überforderte Hausärzte
Allein schon die Verteilung von Haus- und Fachärzten erläutert am Beispiel Bayerns von ca.5.000 zu 15.000 verbunden mit einem Verhältnis der ambulanten Behandlungsfälle von einem Drittel zu zwei Drittel liessen laut Bärtl „sehr berechtigte Zweifel aufkommen, dass eine überalterte und im Praxisstress ausblutende Hausärzteschaft auch nur ansatzweise diesem Steuerungsanspruch gerecht werden kann.“ Nach externen Berechnungen müsste jeder Hausarzt künftig 500 zusätzliche Patienten steuern, „um diesen Wetteinsatz“ der SchRoKo zu erfüllen. „Wir rechnen deshalb in diesem Roulettespiel nicht mit Einsparungen von zwei Milliarden Euro wie von der Koalitionsregierung optimistisch geschätzt, sondern mit Mehrkosten mindestens in gleicher Höhe,“ so kalkuliert BFAV-Sprecher und HNO-Arzt Dr. Klaus Holler.
Wahltarif-Option
Als gangbare Alternative zum „versorgungsschädlichen Primärarztsystem“ biete sich die von der Union vor der Wahl ins Spiel gebrachte Option eines Wahltarifsystems „mit weiterhin direktem Zugang zum Facharzt an. Andernfalls wird die bewährte gute fachärztliche Versorgung an die Wand gefahren und den Patienten die Möglichkeit zu mehr Selbstbestimmung und Eigenverantwortung verwehrt", warnt Holler. Bärtl, setzt hier noch auf ein Regulativ durch das künftig unionsgeführte Bundesgesundheitsministerium.
