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»Tempora mutantur«

Bayerischer Facharztverband zeigt Perspektiven

„Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns in ihnen“ lautet ein bekannter Hexameter von Ovid, der treffend die aktuelle Situation der niedergelassenen Fachärzte in Deutschland umschreibt. Getrieben von der sozialistischen Ideologie eines Gesundheitsministers, der nach Staatsmedizin mit angestellten und weisungsgebunden Ärzten strebt, der seine ganze Aufmerksamkeit den Krankenhäusern und den Hausärzten widmet, wird gerade die Axt an die Einzigartigkeit des deutschen Gesundheitssystems, nämlich die wohnort- und zeitnahe Versorgung mit niedergelassenen Fachärzten gelegt.

Zurück an die Krankenhäuser lautet die Devise. Fachärzte werden künftig zum Betrieb der umzuwandelnden Level 1i-Kliniken gebraucht, Hausärzte sollen nach dem Vorbild in England und Italien und sprengelartig oder auch primärärztlich die Steuerung des gesamten ambulanten Systems übernehmen. Wohlwissend, dass es diese sogenannten Steuerleute zahlenmäßig schon jetzt nicht und in Zukunft noch viel weniger gibt. Schauen wir in die Länder, in denen dieses Modell schon seit Jahrzehnten umgesetzt wird. Die Klage über extrem lange Wartezeiten auf Facharzttermine ist das zentrale Thema und jeder, der zeitnah eine fachliche Behandlung wünscht, muss diese aus eigener Tasche bei privat tätigen Fachärzten bezahlen. Dieser Prozess wird, wenn nicht auch sofort, aber dennoch kontinuierlich in Deutschland ebenso fortschreiten. Die niedergelassenen Fachärzte sollten sich rechtzeitig auf diese Entwicklung einstellen.

Perspektiven und Chancen

Da der politische Wille der Ampel-Koalition mit Unterstützung der Hausärzteverbandslobbyisten in Richtung einer primärärztlichen Steuerung der ambulanten Behandlung durch niedergelassene Hausärzte tendiert, werden wir uns diesem unseres Erachtens versorgungfeindlichen Weg nicht entziehen können. Wir sollten daher den Schwerpunkt der ambulanten kassenärztlichen Tätigkeit auf die Behandlung von hausärztlich zugewiesenen Patienten mit dringlichem Behandlungswunsch widmen. Patienten, die entweder diesen Weg nicht wählen wollen oder früher als vom Hausarzt für notwendig erachtet, fachärztliche Behandlung wünschen sollten wir eine qualitativ hochwertige, zeitnahe und servicefreundliche privatärztliche Behandlung anbieten. Solange die mangelnde Wertschätzung unserer Leistungen durch Politik und Kassen anhält und die Tendenz zu einem staatsmedizinischen Gängelungssystem voranschreitet, wird dies die einzige Möglichkeit sein, als freiberuflich tätiger niedergelassener Facharzt wirtschaftlich tragfähige Praxisstrukturen zur Versorgung der Patienten aufrecht erhalten zu können. Diese Botschaft müssen wir gemeinsam und unmissverständlich der Bevölkerung der Politik und den Kassen vermitteln. Wir sollten darauf hinwirken, den Patienten Möglichkeiten zu eröffnen, sich - wie für Zahnersatz und in der stationären Behandlung - auch für primär fachärztliche ambulante Behandlungen zusätzlich zu versichern, um den Einzelnen beziehungsweise sozial Schwächeren in ihren Behandlungsmöglichkeiten nicht zu limitieren. Statt ständig die facharztfeindlichen Beschlüsse und Kommentare von Politik und Kassen auf Besserung hoffend zu kommentieren, wird sich der BFAV schwerpunktmäßig in den nächsten Monaten mit konkreten fachspezifischen Konzepten zur Umsetzung dieser Strategie befassen und Ihnen Perspektiven zum Erhalt ihrer Facharzt-Praxis und damit auch zum Erhalt einer hochqualitativen fachärztlichen Versorgung aufzeigen. 

Dieses Thema wird auch der Schwerpunkt unseres 10. Bayerischen Fachärztetages am 18.09.2024 im Jahn-Stadion Regensburg sein.


Unterstützen Sie uns im Widerstand angesichts dieser existenziellen berufspolitisch Herausforderung und werden Sie Mitglied im bayerischen Facharztverband, denn nur gemeinsam können wir diese schwierige Aufgabe meistern.

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Dr. Wolfgang Bärtl