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Von der Ruderbank in den Ruhestand

BFAV-Umfrage unter Bayerns Ärzten zur Notfallversorgung. Bei einer 24h-Öffnung der Portalpraxen wollen 60 Prozent der Ärzte die „KV-Galeeren“ vorzeitig verlassen. Schlechte Noten für die Reform des Fahrdienstes. Rapide Erosion der ärztlichen Versorgung an der Basis.

Nach Abschluss der Kollegenumfrage des bayerischen Facharztverbandes (BFAV) zur Notfallversorgung steht fest: 90 Prozent der Ärzte lehnen die von der Politik und einigen KV-en geplante Rund-um-die-Uhr-Praxisöffnungszeiten (365/24/7) ab. 60 Prozent wollen bei flächendeckender Einführung dieser 365/7/24-Regelung und ihrer Verpflichtung zu Zwangsdiensten während der regulären Praxisöffnungszeiten ihre Kassenarzt-Zulassung vorzeitig abgeben.

Mitten in die Diskussion um eine Rund-um-die-Uhr-Öffnung der KV Bereitschaftspraxen an den Kliniken, die von Spitzenvertretern der KV selbst losgetreten wurde, platzt das Ergebnis einer soeben (31.05.2018) abgeschlossenen Umfrage des bayerischen Facharztverbandes unter den Vertragsärzten Bayerns wie eine Bombe.

Über 90 % der 688 Rückläufe unter ca. 5000 Befragten lehnen diese weitere Zwangsverpflichtung klar ab.
Gravierender - und dies sieht der BFAV als eindeutige Warnung an die Politik - sei die Ankündigung von 62 % der befragten Vertragsärzte, im Falle einer weiteren Dienstausweitung in der Notfallversorgung/Portalpraxen mit einen vorzeitigen Ausstieg aus dem KV System zu reagieren.

„Politik und KV-en sollten das System nicht weiter in Richtung einer KV-getragenen Staatsmedizin vorantreiben. Andernfalls kommt der zu erwartende Versorgungs-Kollaps noch schneller,“ warnt BFAV-Sprecher Dr. Wolfgang Bärtl, niedergelassener Orthopäde in Neumarkt/Opf. Nach Angaben der Ärzte planen knapp 25 % innerhalb der nächsten 4 und gar 43 % innerhalb der nächsten 6 Jahre den Ruhestand. Und die befragten Ärzte geben deutlich zu verstehen, dass ihre Entscheidung auch von weiteren staatlichen Regelungen abhängt - je mehr Zwang, desto eher verabschieden sich die Kollegen in den - notfalls auch vorzeitigen - Ruhestand.

Auch die BFAV-Vorstandsvorsitzende Dr. Ilka Enger, Internistin aus Neutraubling verweist auf die prekäre Arbeitssituation für niedergelassene Ärzte: „ Wir sind nicht die Angestellten der KVen. Wir wollen nicht in KV-eigenen Betrieben oder in Portalpraxen an Kliniken im Schichtdienst arbeiten und dafür unsere Patienten im Stich lassen und unsere Praxen früher schließen - das ist betriebswirtschaftlicher Nonsens, zu dem uns die KV hier zwingt“.

Schlechte Noten bei der Umfrage gab es auch für Teile der Bereitschaftsdienstreform der KV Bayerns, insbesondere für die zentralistischen Vorgaben und die neuen Regelungen zum Fahrdienst.

„Wenn sich 82,5 % der Befragten gegen eine Fortsetzung der reformierten Fahrdienstregelung aussprechen, sollte dies die KV-Verantwortlichen schleunigst zum Nachdenken bringen und sie sollten den Willen ihrer Mitglieder künftig besser in die Entscheidungen mit einbinden“ fordert Bärtl, insbesondere im Hinblick auf die seines Erachtens viel zu groß gewählten Dienstbezirke und das Ausblenden regionaler Gestaltungswünsche durch eine zentralistisch geprägte KV –Politik.“ Gestützt wird dies Einschätzung durch die Forderung von über 85 % der Rückläufe, die eine Anpassung der Bereitschaftsdienste nach regionalen Bedürfnissen forderten.“

So lautet auch der Auftrag an die KV für die Zukunft von 72% der Vertragsärzte, dass die KVB sich bei Politik und Kassen dafür einsetzen soll, den Fahrdienst in dieser Form einzustellen und durch einen flächendeckenden Transportdienst für Patienten („Patiententaxi“) in die (Bereitschafts-) Praxen zu ersetzen.

Den gesamten Text der Studie können Sie hier einsehen ...

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