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KVB im Blindflug – Umfrage bestätigt hohe Ablehnungsquote der Bereitschaftsdienstreform

Die Bereitschaftsdienstreform der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns wird zum großen Ärgernis- gerade in strukturschwachen Gebieten Bayerns mit großen Entfernungen und langen Fahrzeiten. Das bestätigt die Auswertung der 1400 Fragebögen, die der Verband der niedergelassenen Unternehmerfachärzte (BFAV) bei der Aktion zur Meinungsbildung bis 31.10.2017 von Kollegen zurück erhalten hat.

„Wir haben offenbar mit der Befragung einen Nerv getroffen - die Bereitschaftsdienstreform bereitet mehr Probleme, als man von Seiten der KVB zugeben will, “so bilanziert Dr. Ilka Enger, Sprecherin des fachärztlichen Unternehmerverbandes. Die Kollegen beklagten insbesondere die geplanten weiten Fahrstrecken. Sollte in Zukunft – wie von der KVB-Zentrale in München angedacht – die Bereitschaftspraxis auch an den Werktagen (Mo,Di,Do) von 18.00 bis 21.00 Uhr geöffnet werden, so bedeute dies, dass gleichzeitig die eigene Praxis geschlossen werden müsste, die eigenen Patienten nicht behandelt werden könnten.

Fahrdienst überflüssig?

Der Fahrdienst mit professionellen Fahrer bleibt gegenüber den Erwartungen zurück. In manchen Bereichen fahren keine medizinischen Fachkräfte, die auch den Arzt unterstützen und schützen könnten, sondern Rentner und Rentnerinnen, die eher den Eindruck erwecken, selbst Schutz zu brauchen. Da die Fahrer durchaus auch Doppelschichten schieben gab es bereits Unfälle. Die Fahrstrecken seien zu lang, die Wartezeiten der Patienten auf einen Hausbesuch kaum hinnehmbar.

Auch Bürgermeister und Landräte sind in Sorge um die Versorgung ihrer Bürger – sie zeigen sich ebenfalls sehr an den Ergebnissen der Umfrage interessiert. Einen ersten Bericht gibt der BFAV am 09.11.2017 in Deggendorf und am 15.11. 2017 in Lichtenfels.

Zu groß, zu bürokratisch

„Die Vergrößerung und Zusammenlegung von Dienstbereichen, der Bereitschaftsdienst – oder besser gesagt Portalpraxen an ausgewählten Klinikstandorten, täglich Präsenzdienste der Niedergelassenen in diesen Portalpraxen, deutlich weitere Strecken im Fahrdienst mit von der KV gestellten PKW`s und Fahrern unterschiedlichster Qualität, zentralistische Diensteinteilung durch die KV ohne regionale Gestaltungsmöglichkeiten sind die Hauptkritikpunkte, die derzeit aus den Versuchsregionen zu hören sind,“ so artikuliert Enger die Bedenken, die den Verband dazu animiert haben eine aktuelle Umfrage bei den Kollegen zu starten.

Bürgermeister beklagten parallel dazu die mangelnde Berücksichtigung regionaler Besonderheiten, wenn ihre regionalen Zentren bei der Vergabe der Bereitschaftsdienstpraxen nicht berücksichtigt werden, wie jüngst in Regen oder Miltenberg.

Umfrageergebnisse in Zahlen:

  • 1400 Ärzte (60% Hausärzte und 40% Fachärzte) haben uns geantwortet – das sind immerhin fast 10% der angeschriebenen bayerischen Vertragsärzte.

  • 82% fühlen sich von der KVB bei dem Reformvorhaben nicht richtig „mitgenommen“.

  • 80% wünschen sich eine bessere Berücksichtigung regionaler Besonderheiten.

  • 85% wollen die Diensteinteilung lieber in regionaler Selbstverantwortung als aus der KVB-Zentrale gesteuert.

  • Über 90% erteilen einer durchgehenden Öffnung der Portalpraxen (sog. 24/7/365-Regelung), die von Politik gefordert und einigen KV-Funktionären zugesagt wird, eine klare Absage.

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