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Keine Lösung gegen Ärztemangel

Landarzt-MVZ-Modell der KVB scheitert – Patienten wollen ihren »Leibarzt«

»Unwirtschaftlich und nicht patientenfreundlich«, so beurteilt die scheidende 2. stellv. Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Dr. Ilka Enger, die Gründe für die Schließung von drei MVZ Standorten in Oberbayern. Der Betreiber, die »Consensus med«, hat das Modellprojekt zur hausärztlichen Versorgung - mit Unterstützung der KVB und erst vor Jahresfrist mit 200.000 Euro Fördermitteln aus dem Bayerischen Gesundheitsministerium ausgestattet - ohne Vorwarnung kurz vor Weihnachten eingestellt.

Mit viel Vorschusslorbeeren gestartet, hat sich das unter ministeriellem Protektorat stehende Landarzt-MVZ-Modell als kurzatmiges Lehrstück patientenferner, bürokratischer Gesundheitsversorgung entpuppt. Drei Hausarztpraxen im Oberbayerischen, nämlich in Petershausen (Lkrs. Dachau), Reichertshausen (Lkrs. Pfaffenhofen) und Hohenkammer (Lkrs. Freising) hatte »Consensus med« vor Jahresfrist aufgekauft und als MVZ an den verschiedenen Standorten geführt. Das vermeintliche Erfolgsrezept, um Ärzte »auf‘s Land zu locken«: Angestellte Tätigkeit ohne wirtschaftliches Risiko, feste Arbeitszeiten mit regulärer 40-Stunden-Woche, und ein Gehalt entsprechend dem Krankenhaus-Tarif für Oberärzte. Doch das Konzept scheint gescheitert.

Fehleinschätzung der Patientenwünsche
Nach Einschätzung Engers ging »das gut gemeinte Vorhaben zu einer flächendeckenden Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum völlig an den Patientenbedürfnissen vorbei und ist an einer ärztlichen Behandlung mit Dienst nach Vorschrift gescheitert.« Die Betreibergesellschaft habe offensichtlich versucht, die ärztliche Versorgung wie einen Klinikkonzern aufzuziehen, in dem sie Arztsitze mit Angestellten bewirtschaftet hat. Weiter habe die einseitige Konzentration auf die hausärztliche Versorgung ohne fachärztliche Partner nicht funktioniert.

Mit planwirtschaftlichen Instrumenten sei - so analysiert die in freier Praxis niedergelassenen Internistin aus Regensburg - keine betriebswirtschaftliche Sicherheit möglich. Derartige MVZ seien nur unter Mitnahme von Subventionen als Strohfeuer für kurze Zeit betreibbar, ergänzt das zuständige BFAV-Vorstandsmitglied Dr. Karl Ebertseder. Enger sieht im Vorgang die Bestätigung, dass die Zustandsbeschreibung zur prekären Finanzsituation der Praxen in strukturschwachen Räumen im Neubauer-Gutachten stimme und dringend Abhilfe notwendig sei.

Unternehmerärzte stärken
Für den BFAV als Vertretung der Unternehmer-Fachärzte ist damit klar: »Es braucht regionale Strukturen - nah am Menschen, die auf Augenhöhe von Kommunen mit den niedergelassenen Ärzten verhandelt werden und die Bedürfnisse ihrer Patienten vor Ort im Blick haben«, hofft der BFAV-Vorsitzende Dr. Wolfgang Bärtl auf Einsicht. Nur mit angestellten Ärzten in MVZ könne der noch gute Versorgungsstandard nicht erhalten werden.

Die Patienten unterscheiden nämlich sehr genau, ob sie zu irgendeinem wechselnden MVZ- oder Klinikangestellten gehen oder ihren vertrauten Ansprechpartner aufsuchen, den sie eben nur in selbständigen Ärzten finden. Das hat sich hier eindeutig gezeigt, fasst der Neumarkter Orthopäde, Dr. Bärtl, zusammen. »Das muss in die Köpfe der Politik und der KV-Führung«.

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